Sonntag, 15. August 2010

Der Planet der Milchmädchen

Der Planet der Milchmädchen

Einst war ein Planet voller süßer Milchquellen. Überall im ganzen Land waren die Milchmädchen unterwegs und brachten ganz galant ihre Ware unter die Leute. Die Milch verwandelte sich in den Händen der Mädchen zu purem Gold, einmal glänzte es mit der Sonne um die Wette, das andere Mal war es dunkel und flüssig und floss, ohne ein Ende zu nehmen.

Ach, wie ist es doch so schön zu wandeln auf den glücklichen Pfaden. Die Verlockung aber saß abseits im Gebüsch, hörte das Flüstern der Milchmädchen im Winde und sandte den betörenden Duft der Verführung aus.

Fortan ging es nur noch um die Frage: Wie mache ich mehr daraus?

Die Milchmädchen fanden bald schon geschickte Möglichkeiten ihre Habe und ihr Gut noch mehr zu mehren ohne irgendwelche Skrupel. So streckten sie die Milch mit Wasser. Wer bei der Bezahlung nicht auf Heller und Pfennig achtete, dem wurde unter der Hand die Rechnung dreist erhöht. Die Kannen mit der Milch wurden nicht mehr ausgetauscht, sie wurden sprichwörtlich genutzt, bis sie auf dem Kopfe zerbrachen. So wurde die kostbare Milch in verschwenderischer Weise zum Marktplatz des Lebens getragen.

Eine alte und arme Frau saß bettelnd auf dem Marktplatz und blickte erzürnt. „Wie kann man nur so mit kostbarem Gute umgehen? Der Überfluss ist endlich und wehe euch der Mangel naht, dann werdet ihr fürchterlich darben.“ Die Narren und die Clowns, vorne weg die selbst ernannten Propheten mit ihren Trommlern, verspotteten und verhöhnten die alte Frau.

Das Leben aber sei Wandel und so manche scheinbare Vollkommenheit zerbricht. Eines Tages versiegten die Milchquellen und die Milchmädchen hatten in ihren Kannen nur noch schwarzes Pech. Die Felder trugen keine Frucht mehr und die Mägen knurrten vor Hunger. Bald schon begann der große Kummer gepaart mit der Traurigkeit Einzug zu halten in das Leben und kein Tier und kein Mensch blieben davon verschont.

Die Milchmädchen zogen weinend zu ihren Milchquellen. Sie haderten mit dem Leben und flehten um Gnade, doch die unbeschwerte Zeit des Paradieses war endgültig vorüber.

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